Bewertung von gleichge­schlechtlicher Sexualität im antiken Griechenland

Im antiken Griechenland waren homosexuelle Handlungen Teil des Alltags. Darstellungen solcher Geschlechtsakte dekorierten Gefäße genauso wie Bilder vom Geschlechtsverkehr zwischen Männern und Frauen. Erzählt wurde über homoerotische Beziehungen und Sex sowohl in der griechischen Götterwelt, in Sagen und Mythen, als auch bei Philosophen, Schriftstellern und Soldaten. Götter wie reale Menschen hatten dabei in der Regel Sex mit allen Geschlechtern. Allerdings gab es anders als heute keine Vorstellung einer homosexuellen Lebensgemeinschaft oder gar Ehe. Geheiratet wurde im antiken Griechenland, um einen Hausstand zu gründen. Dieser Hausstand war die Grundlage der sozialen Sicherung, weil es noch keine Renten- oder Krankenversicherung gab. Viele Menschen blieben aber auch unverheiratet, weil sie z.B. versklavt waren und deshalb keinen Hausstand gründen konnten. Sex hatten sie trotzdem.

Sexuelle Handlungen zwischen Männern und Jungen

Eine Besonderheit der griechischen Antike war die „Päderastie“ (Knabenliebe). Vom 6. bis zum 3. Jahrhundert v.u.Z. war es in der griechischen Oberschicht üblich, dass ein erwachsener Mann sich eines männlichen Jugendlichen annahm und diesen vom zwölften Lebensjahr bis zur Vollendung der Reife betreute. Die Betreuung umfasste sowohl die geistige als auch die körperliche Erziehung. Dazu gehörte auch die „Heranbildung der Liebesfähigkeit“. Dabei konnte es auch zu Geschlechtsverkehr zwischen einem älteren Mann und einem Jugendlichen kommen. Der Jugendliche profitierte umgekehrt vom gesellschaftlichen Einfluss des älteren Mannes und nicht selten auch finanziell.

Sexuelle Handlungen zwischen Männern 

Akzeptierte homosexuelle Handlungen in der griechischen Antike bezogen sich auf Sex mit Knaben. Sexuelle Kontakte zwischen erwachsenen Männern stießen dagegen auf Ablehnung. Insbesondere die passive Rolle beim Geschlechtsverkehr wurde als kinaidos (weibisch) dargestellt. Es gab allerdings einen Ausweg. Versklavte wurden nicht als Männer, sondern als „Sache“ betrachtet. Aus diesem Grund fanden ab dem 3. Jahrhundert v.u.Z. sexuelle Handlungen zwischen einem Mann und seinen Versklavten statt, wobei im öffentlichen Bild davon ausgegangen wurde, dass der freie Bürger nur die aktive Rolle annahm. Männliche Prostitution war auch bekannt und verbreitet. Männliche Prostituierte wurden aber gesellschaftlich sanktioniert, indem ihnen die Ausübung öffentlicher Ämter untersagt wurde.

Homosexuelle Soldaten im griechischen Heer

In der griechischen Antike wurde Homosexualität in der Armee als Vorteil empfunden. Die antike Eliteeinheit Heilige Schar bestand sogar ausschließlich aus männlichen Liebespaaren. Lange Zeit galt die Heilige Schar als unbesiegbar, da jeder der Partner lieber selbst gestorben wäre, als den Geliebten sterben zu lassen.

Illustrationen: Darcy Quinn