Glossar
* innerhalb von Worten, z.B. Partner*in:
Das Sternchen innerhalb von Worten, auch gender Sternchen genannt, ist eine Möglichkeit sprachlich viele Geschlechter, auch die zwischen oder jenseits von Frau und Mann, abzubilden. So kann man das generische Maskulinum, die sprachlich männliche Form, die angeblich ‚alle mit meint‘, vermeiden und die tatsächliche geschlechtliche Vielfalt benennen bzw. mehr Geschlechter ansprechen.
* nach trans* oder inter*:
Das Sternchen nach diesen Bezeichnungen weist darauf hin, dass es sich um eine Oberkategorie handelt, in der unterschiedliche Identitäten und Positionen zusammengefasst werden.
A- (auch A_):
ist eine Vorsilbe, die „nicht“ oder „kein“ bedeutet. A- kann sich auf Sexualität („asexuell“), romantische Orientierung („aromantisch“) oder Geschlecht („agender“) beziehen. A_romantik und A_sexualität werden oft mit einem Unterstrich geschrieben, um zu zeigen, dass es sich dabei um Spektren handelt. Viele bevorzugen aber auch die Schreibweise ohne _, um zu verdeutlichen, dass Asexualität auf einer Ebene mit anderen sexuellen Orientierungen steht.
Bi+sexualität:
Dieser Begriff wird in aktivistischen und wissenschaftlichen Kontexten als Überbegriff für alle sexuellen Orientierungen verwendet, bei denen eine Person Menschen zweier, mehrerer oder aller Geschlechter sexuell anziehend finden kann. Unter Bi+sexualität fallen also Bisexualität, Pansexualität, Omnisexualität, Multisexualität und Polysexualität.
Binäres Geschlecht:
Das binäre („westliche“) Geschlechtersystem geht davon aus, dass es zwei Geschlechter, nämlich männlich und weiblich, gibt. Dieses System hat lange Zeit keine Zwischenstufen (z.B. inter, nonbinary) zugelassen.
Bisexualität:
Eine bisexuelle Person fühlt sich romantisch und/oder sexuell nicht nur zu einem Geschlecht hingezogen. Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass sich eine bisexuelle Person nur zu den zwei Geschlechtern im binären Geschlechtersystem hingezogen fühlt. Dies ist jedoch nur eine von vielen verschiedenen Definitionen.
Crossdressing:
Crossdressing bezeichnet das Tragen von Kleidung, die innerhalb der binären Geschlechterordnung als typisch für das jeweils andere Geschlecht angesehen wird.
Feminismus:
Feminismus ist eine Bewegung, die eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen und der patriarchalen Kultur anstrebt. Sie tritt für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Selbstbestimmung aller Menschen ein. Innerhalb der feministischen Bewegung gibt es viele unterschiedliche Strömungen.
Frau, Mann:
Wir verstehen Geschlecht als sozial konstruiert und nicht als biologisch feststehend. Mit Frau/ Mann sind jeweils alle gemeint, die sich hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität als Frau/ Mann begreifen und auch von anderen als solche wahrgenommen werden möchten – völlig unabhängig von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht. Sind nur Frauen/ Männer gemeint, bei denen das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht mit der Selbstdefinition übereinstimmt, sprechen wir auch von cis-Frauen oder cis-Männern. Cis (von lateinisch ‚diesseits‘) markiert dabei die Übereinstimmung des Selbstempfindens mit der geschlechtlichen Einteilung bei Geburt.
Geschlecht:
Das biologische Geschlecht (sex) wird bei der Geburt aufgrund von physischen Merkmalen zugewiesen. Das „kulturelle“ Geschlecht (gender), beschreibt das erlernte Verhalten, welches sich in Geschlechterrollen ausdrückt.
Globaler Norden/ Süden:
Diese Begriffe treten der Unterteilung der Erde in „moderne“ und „zu entwickelnde“ Staaten entgegen. Die Bezeichnungen „globaler Norden/Süden“ beziehen sich dabei nicht auf die geografische Verortung, sondern eine im globalen System privilegierte bzw. benachteiligte gesellschaftliche, politische und ökonomische Position. Damit gehören aber auch Teile der Bevölkerung von Ländern im globalen Norden zum globalen Süden und andersherum.
Heteronormativität:
Heteronormativität bezeichnet eine Weltvorstellung, welche Heterosexualität als soziale Norm, also „das Normale“ setzt. Da die meisten Frauen Männer begehren und umgekehrt die meisten Männer Frauen, also heterosexuell sind, prägt diese Mehrheit die gesellschaftlichen Vorstellungen zu Sexualität. Diesen Vorstellungen liegt eine binäre Geschlechterordnung zugrunde, in der das anatomische/ biologische Geschlecht mit Geschlechtsidentität, Geschlechterrolle und sexueller Orientierung gleichgesetzt wird.
Heterosexismus:
Mit dem Begriff Heterosexismus wurde eine alternative Bezeichnung zum Begriff Homophobie geschaffen, da die Endung -phobie suggeriert, es würde sich um eine „Angst“ und somit um ein Krankheitsbild handeln. Heterosexismus steht daher als eine besondere Form von Sexismus und bezieht sich auf die Ablehnung und Diskriminierung gegenüber dem, was von der Heteronormativität abweicht. Begriff schließt also die Feindschaft gegenüber allen Sexualitäten ein, die nicht Hetero sind.
Inter*, Intersex, Intergeschlechtlichkeit:
Inter* Menschen sind Menschen, deren körperliches Geschlecht nicht der medizinischen Norm von „eindeutig“ männlichen oder weiblichen Körpern zugeordnet werden kann, sondern sich in einem Spektrum dazwischen bewegt.
Intersektionalität:
Intersektionalität beschreibt die Überschneidung und Gleichzeitigkeit von verschiedenen Diskriminierungskategorien „innerhalb“ einer Person. Wesentliche Kategorien sind dabei Geschlecht, Ethnizität, Klasse, Religion, Behinderung/ Krankheit, Nationalität und Sexualität. Personen werden häufig nicht nur aufgrund eines einzigen Merkmals diskriminiert. Dann wird von Mehrfachdiskriminierung gesprochen.
Kolonialismus:
Mit Kolonialismus ist die gewaltvolle Beherrschung eines Territoriums oder Landes durch eine dort nicht heimische Bevölkerung gemeint. Europäer*innen besetzten vor hunderten Jahren ihnen fremde Gebiete, beuteten sie aus und versklavten Menschen, die dort lebten.
Lesbisch:
Als lesbisch bezeichnen sich Frauen oder mit Weiblichkeit identifizierende nichtbinäre Personen, die sich romantisch und/oder sexuell zu Frauen oder weiblichen Personen hingezogen fühlen.
LSBTIQA+ (eng. LGBTIQA+):
Abkürzung für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans*, Inter*, Queer, Asexuell usw.
Matriarchat:
Als Matriarchat wird eine Gesellschaftsordnung bezeichnet, bei der Frauen eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehaben und in der die mütterliche Linie in Erbfolge und sozialer Stellung ausschlaggebend ist.
Monogamie und Polygamie:
Monogamie ist ein Beziehungsmodell, in dem sexuelle Handlungen nur innerhalb einer Zweier-Partnerschaft stattfinden. Im Gegensatz zur Monogamie (Einehe) bezeichnet Polygamie (Vielehe) ein Beziehungsmodell, bei dem Menschen gleichzeitig mehrere Ehen oder “eheähnliche” Beziehungen führen. Polygamie gliedert sich auf in Polyandrie (eine Frau mit mehreren Ehemännern) und Polygynie (ein Mann mit mehreren Ehefrauen). Im Unterschied zur Polygamie bezeichnet Polyamorie ein Beziehungsmodell, bei dem Menschen mehrere Liebesbeziehungen parallel zueinander führen.
Nichtbinär:
Als nichtbinär oder nonbinary bezeichnen sich Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren, sondern beides gleichzeitig, zwischen männlich und weiblich oder als weder männlich noch weiblich. Ein Beispiel für eine nichtbinäre Identität ist genderqueer. Nonbinary ist auch inklusiv für inter* Menschen.
Päderastie/ Knabenliebe:
Hierbei handelt es sich historisch um gleichgeschlechtliche (Sexual-)Kontakte zwischen erwachsenen Männern und Jugendlichen. Diese Kontakte dienten in der griechischen Antike u.a. der geistigen und körperlichen Erziehung des Jugendlichen, welcher vom gesellschaftlichen Einfluss des älteren Mannes profitierte. Im römischen Reich umfasste die Knabenliebe vor allem gleichgeschlechtliche Sexualkontakte von erwachsenen Bürgern mit jungen Versklavten.
Pansexualität:
Pansexuelle Menschen fühlen sich zu Menschen aller Geschlechter sexuell hingezogen und/ oder ihre sexuelle Anziehung basiert nicht auf dem Geschlecht des*der anderen.
Pathologisieren:
Etwas zu pathologisieren bedeutet, eine Verhaltensweise oder eine Empfindung als krankhaft zu bewerten. Mit der Annahme, dass etwas krankhaft sei, geht die Annahme einher, die Verhaltensweise oder Empfindung durch (medizinische) Eingriffe “heilen” oder verändern zu können.
Patriarchat:
Im Gegensatz zum Matriarchat beschreibt das Patriarchat eine Gesellschaftsordnung, bei der der Mann eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehat. Im Patriarchat ist die väterliche Linie in der Erbfolge und für die soziale Stellung ausschlaggebend. In feministischen Kontexten bezeichnet der Begriff zudem einen Zustand der Ungleichheit und Diskriminierung von Frauen, den es zu bekämpfen und überwinden gilt.
postkoloniale Auswirkungen:
Auswirkungen des Kolonialismus sind in den heute formal unabhängigen Ländern in allen Lebensbereichen zu beobachten. Dazu zählen zum Beispiel Konflikte, die durch die mutwilligen Grenzziehungen der Kolonialist*innen durch die Gebiete verschiedener lokaler Bevölkerungsgruppen gezogen wurden. Viele diskriminierende Vorstellungen, die Europäer*innen z.B. über afrikanische Menschen erschaffen und weitergetragen haben, sind heute weiterhin als Stereotype in westlichen Gesellschaften verankert.
Queer:
Im Englischen war der Begriff lange Zeit ein Schimpfwort, insbesondere gegenüber schwulen Männern. Heute wird der Begriff meist positiv als Selbstbezeichnung gebraucht, vor allem von Menschen, die ihre Identität als „außerhalb und kritisch gegenüber der gesellschaftlichen Norm“ ansehen oder für Menschen, die nicht in die romantischen oder sexuellen und/ oder geschlechtlichen Normen der Gesellschaft passen.
Schwarze Menschen:
Schwarze Menschen ist eine Selbstbezeichnung und beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. „Schwarz wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle ‚Eigenschaft‘, die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist. So bedeutet Schwarz-Sein in diesem Kontext nicht, einer tatsächlichen oder angenommenen ‚ethnischen Gruppe‘ zugeordnet zu werden, sondern ist auch mit der gemeinsamen Rassismuserfahrung verbunden, auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen zu werden.“ Damit hebt sich die Schreibweise von dem kleingeschriebenen Wort „schwarz“ als Adjektiv ab.
(Quelle: Amnesty International, Glossar für diskriminierungssensible Sprache)
Schwul:
Als schwul bezeichnen sich Männer oder mit Männlichkeit identifizierende nichtbinäre Personen, die sich romantisch und/oder sexuell zu Männern oder männlichen Personen hingezogen fühlen.
sexuelle Orientierung:
Die sexuelle Orientierung ist wie auch biologische Geschlechtsmerkmale, die Geschlechtsidentität und die Geschlechterrolle eine Komponente der sexuellen Identität. Die sexuelle Orientierung (z.B. bisexuell, heterosexuell, homosexuell usw.) bezeichnet das Begehren einer Person hinsichtlich des Geschlechts einer erwünschten Partnerin oder eines Partners für emotionale Verbundenheit, Liebe und Sexualität.
Sodomie:
Der Begriff Sodomie hat sich geschichtlich gewandelt. Er entstand in einem biblischen Kontext und meint “sündhaftes Verhalten”. Ab dem Mittelalter bis in die frühe Neuzeit wurde damit jede sexuelle Handlung beschrieben, die nicht der Fortpflanzung diente. Im modernen Sprachgebrauch steht der Begriff Sodomie hauptsächlich für sexuelle Praktiken mit Tieren.
Trans*:
Trans* ist ein Überbegriff für transsexuelle, transidente und transgender Menschen und alle Menschen, die sich nicht mit dem bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren.
v.u.Z./ u.Z.:
Die Abkürzung steht für „vor unserer Zeitrechnung“ bzw. „unserer Zeitrechnung“ und stellt eine religionsneutrale Alternative zu v. Chr./ n. Chr. also vor und nach Christus dar.
Versklavte Menschen:
Im Gegensatz zu dem Wort „Sklave“ macht der Ausdruck „Versklavte Menschen“ deutlich, dass die Menschen nicht – wie häufig behauptet – als „Sklaven“ geboren worden, sondern von anderen Menschen erst durch traumatische Versklavung in diesen Status gezwungen wurden.
weiße Menschen:
Menschen, die keine rassistische Diskriminierung erfahren, werden als weiße Menschen bezeichnet. Um den Konstruktionscharakter der Kategorie „weiß“ zu verdeutlichen, wird diese im Gegensatz zur politischen Selbstbezeichnung „Schwarz“ kleingeschrieben. Die Wörter weiß und Schwarz beschreiben also nicht die Hautfarbe, sondern die sozialen Positionen in einer rassistisch strukturieren Gesellschaft.
Zweigeschlechtliches/ binäres Geschlechtermodell:
Im Alltagsverständnis werden Menschen grundsätzlich zu den gesellschaftlich angenommenen Geschlechtern „Mann“ oder „Frau“ zugeordnet. Diese Zuordnung geschieht anhand eines binären Modells der Zweigeschlechtlichkeit und auf Grundlage des äußeren Erscheinungsbildes. In westlichen Gesellschaften werden sämtliche andere Geschlechter als Abweichung von der (binären) Norm betrachtet und unterdrückt. Langsam entwickelt sich das binäre Verständnis von Geschlecht hin zu einem offenen Geschlechtersystem, welches Geschlecht als ein Spektrum mit vielen verschiedenen Geschlechtern und unzähligen Abstufungen zwischen “männlich” und “weiblich” versteht.