Der Begriff Muxes bezeichnet ein gesellschaftlich anerkanntes drittes Geschlecht in der indigenen Gruppe der Zapoteken im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Sie werden außerhalb der Gruppe der Zapoteken als Transgender angesehen, jedoch würden sie sich selbst nicht so bezeichnen. Muxe ist daher eine spezielle lokale Geschlechtsidentität. Muxes sind in zapotekischen Zusammenhängen gleichgestellt mit dem männlichen oder weiblichen Geschlecht. Die Idee, dass eine Person sich ein Geschlecht aussuchen kann, ist Zapoteken fremd. In diesem Kontext kommen Muxes als drittes Geschlecht zur Welt.

Geschlecht in der Sprache der Zapoteken

In der Alt-zapotekischen Sprache gab es keinen Unterschied zwischen Frau oder Mann. In der Anrede wird nur unterschieden zwischen Menschen, Tieren und unbelebten Gegenständen. Dies änderte sich erst durch die spanische Kolonialmacht, die die europäischen Vorstellungen von Geschlecht nach Mexiko brachten.

Die Geschlechterrolle der Muxes

Den Muxes sind in der Regel bestimmte Rollen zugewiesen. Hierzu zählen Aufgaben, die unter den Zapoteken eher Frauen zugeteilt werden, wie im Haushalt zu helfen, sich um die Familie zu kümmern oder auch zu kochen. Muxes sind für viele Frauen ein Tochterersatz. Während bei den Zapoteken Männer mehrheitlich in der Fischerei oder in Industriebetrieben tätig sind, arbeiten Muxes als Händler*innen oder Handwerker*innen.

Gesellschaftliche Akzeptanz von Muxes

Muxes sind ein regulärer Teil der zapotekischen Gesellschaft und werden von der Bevölkerung anerkannt. Trotzdem sind sie durch die starke Prägung des Katholizismus in Mexiko Diskriminierung und auch Gewalt ausgesetzt. In ihren Familien werden sie häufiger von Vätern abgelehnt. Die Ablehnung äußert sich stärker in Städten sowie in höheren gesellschaftlichen Schichten. Zur Diskriminierung und Ausgrenzung gehören auch Hindernisse beim Zugang zu Bildung. Viele Muxes arbeiten schon im Kindesalter im Straßenhandel oder kommen mit Prostitution in Kontakt. Liebesbeziehungen gehen Muxes untereinander nicht ein. Ihre Partner verstehen sich selbst meist als heterosexuelle Männer. Homosexualität wird im streng katholischen Oaxaca mehrheitlich abgelehnt.

Trotz der Hindernisse in der mexikanischen Gesellschaft haben einige wenige Muxes eine größere Bekanntheit erreicht. Der*die Performancekünstler*in Lukas Avedaño ist hierfür ein Beispiel. Sein*ihr Bekanntheitsgrad geht über Mexiko hinaus und er*sie hatte bereits Auftritte in diversen lateinamerikanischen Staaten, den USA und Spanien. Durch das Verschwinden des Bruders Bruno Avedaño ist Lukas auch als Aktivist*in tätig, um auf die fehlende Aufklärung der vielen Verschwundenen in Mexiko aufgrund der Konflikte mit den Kartellen und der organisierten Kriminalität aufmerksam zu machen.

Folgender kurze Dokumentarfilm gibt einen tieferen Eindruck zum Leben der Muxes in Oaxaca: Deutsche Welle (Auf Englisch).

In Kooperation mit

José Arthur Mommertz von

Illustrationen: Darcy Quinn