Es gibt schwarz und weiß, alt und neu, laut und leise! Und immer ganz viel dazwischen. Viele denken bei männlich und weiblich sei das nicht so. Sie denken, dass Menschen nur das eine oder das andere sein können. Doch das stimmt nicht, denn es gibt viel dazwischen: Viele Menschen sind von ihrem Körperbau, von den Hormonen oder den Chromosomen her sowohl Mann als auch Frau oder weder noch. Sie sind also inter*geschlechtlich. Denn Körper und Geschlecht sind viel komplexer als viele denken! Und weil das alles so komplex ist, gibt es viele verschiedene Arten inter*geschlechtlich zu sein. Bei einigen inter*geschlechtlichen Menschen fällt es sofort bei der Geburt auf, andere merken es erst später, weil sie z.B. nicht in die Pubertät kommen oder diese anders verläuft. Andere merken es, wenn sie keine Kinder bekommen, obwohl sie es möchten.

Doch eins haben alle inter*geschlechtlichen Menschen gemeinsam: So wie sie sind, sind sie genau richtig! Und sie haben das gleiche Recht wie alle Menschen selbst zu bestimmen, was mit ihrem Körper passiert, denn dieses Recht ist ein Menschenrecht! Leider sehen das einige Mediziner*innen noch immer anders und denken, dass Inter*geschlechtlichkeit eine Krankheit sei, die behandelt werden müsse. Deshalb werden viele inter*geschlechtliche Menschen bereits als Kind oder sogar als Baby operiert, obwohl sie gar nicht krank sind und noch gar nicht in die Operation einwilligen können. Manchmal sind die Genitalien von inter*geschlechtlichen Personen nicht eindeutig männlich oder weiblich und dann versuchen Ärzt*innen mit Operationen, sie dem anzupassen, was gesellschaftlich als männliche oder weibliche Genitalien gesehen wird. Diese Operationen nehmen oft die Sensibilität und hinterlassen schmerzhafte Narben. Andere inter*geschlechtliche Personen produzieren männliche und weibliche Hormone oder die vermeintlich „falschen“. Deshalb werden ihnen oft hormonproduzierende Organe entnommen. Begründet wird das oft mit der Gefahr von Krebs, obwohl eine erhöhte Krebsgefahr nicht nachgewiesen wurde. Nach der Organentnahme können diese Menschen dann nicht mehr die Hormone selbst produzieren, die sie vielleicht später benötigen. Diese Operationen können nicht mehr rückgängig gemacht werden, die Menschen müssen also für immer mit den Folgen leben. Dabei können viele Menschen erst in der Pubertät ihre Geschlechtsidentität genau benennen und haben sogar erst mit etwa 30 Jahren den Weitblick, diese auch entgegen einer Gesellschaftsauffassung zu leben, die nur männlich und weiblich kennt. Doch wenn sie vorher operiert wurden, kann es sein, dass sie z.B. eher männlich leben wollen, aber einen eher weiblichen Körper haben. Das ist ein hoher Preis für Operationen, die nicht medizinisch notwendig sind. Egal ob inter*geschlechtliche Menschen einen weiblichen oder männlichem Körper haben, ob er beides oder weder/ noch ist: Sie allein sollten entscheiden dürfen, ob sie ihren Körper verändern möchten oder nicht!

Inter*Perspektiven

Doch zum Glück gibt es eine starke Inter*Community! Sie steht inter*geschlechtlichen Menschen und Eltern inter*geschlechtlicher Kinder zur Seite und möchte den Blick auf Inter*geschlechtlichkeit ändern: Weg vom medizinischen Blick, der Inter*geschlechtlichkeit als Problem sieht, das es zu beheben gilt. Und hin zu einem gesellschaftlichen Blick, denn eine Gesellschaft, die nur männlich und weiblich kennt, wird der Realität nicht gerecht. Sie übersieht und diskriminiert inter*geschlechtliche Personen, in dem sie alles, was davon abweicht, anpasst und somit unsichtbar macht. „My body, my choice“ soll für alle Menschen gelten: Auch inter*geschlechtliche Menschen sollen selbst über ihren Körper entscheiden können. Sie selbst sollen entscheiden können, ob sie eher männlich oder eher weiblich oder etwas ganz Eigenes leben wollen. Menschliche Körper waren und sind divers! Schuhgröße, Körperform, Augenfarbe, all das darf unterschiedlich sein. Warum darf das bei Genitalien nicht sein? Warum darf das bei Geschlecht nicht sein? Auch wenn es manche nicht hören wollen: Inter*Menschen sind da!

Illustrationen: Darcy Quinn

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